Kalkfeld Primary School
Ein Projekt von
Holger Bunk,
Svenja Kreh
und Alfonso Hüppi.

 

Mit dem Bürgermeister von Otjiwarongo war mündlich und schriftlich vereinbart worden, dass die Maler von Etaneno, zusammen mit Künstlern und Jugendlichen des Ortes die Mauern des abgebrannten Marktes bemalen sollten. "Wallpainting"- so etwas wie ein öffentliches Bilderbuch könnte daraus entstehen. Herr Stephan Beyer, ehemaliger stellvertretender Leiter der Nationalgalerie führte die Gespräche und die Korrespondenz. Er gab allerdings auch zu bedenken, dass es in Namibia oft ganz anders kommt, als es in unserem europäischen Plandenken vorgesehen ist. Als wir ankamen, war man gerade dabei, die Mauern einzureissen. Glücklicherweise hatten wir im Laufe der Jahre genügend Erfahrung mit namibischer Vergesslichkeit gesammelt. Wer in diesem Land nicht ohne Zögern umdenken kann, wird niemals etwas realisieren können.
Wir machten uns gleichentags auf den Weg.
 
In zwanzig Kilometer Entfernung von Etaneno liegt Kalkfeld, eine Blechhüttensiedlung der Ärmsten. Am Rande der weitgestreuten Siedlung liegt die Primary School. Die 260 Kinder sprechen sechs verschiedene einheimische Sprachen. Zusätzlich wird Englisch unterrichtet.Einige der Lehrer verstehen, ein Requisit aus der Kolonialzeit, etwas Deutsch.

Die schwarzen Kinder und Lehrer sind hier ganz unter sich. Der Umgang ist leger, es wird viel gesungen und gelacht. Doch entsteht nie der Eindruck von Disziplinlosigkeit.


 
 
Mit dem Leiter der Schule, der trotz seiner tiefschwarzen Hautfarbe den un- exotischen Namen Fritz trägt, kamen wir spontan überein, die etwas traurigen und farblosen Schulgebäude zu bemalen. Bedingungen wurden beiderseits keine gestellt: "Ihr könnt machen was ihr wollt". Wir hoffen, dass es uns gelingt, für diese Schule und ihre Kinder Interesse zu wecken.

Am Eingang des öden und umzäunten Areals liess der Schulleiter umgehend eine Mauer errichten. Es war sein und der Lehrer Wunsch, dass dort der Name und das Emblem der Schule angebracht würde. Holger Bunk ist dem Wunsch nachgekommen, ständig umlagert von lachenden und hilfsbereiten Kindern.

 

 

 
Die drei Maler Holger Bunk, Svenja Kreh und Alfonso Hüppi, assistiert von Pit Klein, haben mehrere Tage bei über 45 Grad Hitze auf dem Gelände gearbeitet. Das ging oft bis an die Grenze völliger Erschöpfung. Doch scheint gerade dieser Einsatz das Vertrauen gefestigt zu haben. Lehrer und Kinder begleiteten den Fortgang der Arbeit aufmerksam.

Die Künstler werden mit fragen, kommentieren, lachen und singen (Alle Vögel sind schon da..!) bei Laune gehalten. Die Älteren sind begierig zu helfen und nehmen jede Gelegenheit wahr, sich nützlich zu machen.
Sollten wir das Projekt weiterführen können, werden wir ein nächstes mal die Jugendlichen direkt einbeziehen. Die Erfahrung, wie so etwas zu bewerkstelligen ist, haben wir inzwischen.

Zum Abschluss unserer Arbeit und zu ihrer Übergabe hat die Schule ein wundervolles Fest inszeniert.Wir waren überwältigt und gerührt. Soviel Dankbarkeit hatten wir nicht erwartet. Nie zuvor konnten wir erleben, dass Kunst eine so unmittelbare Wirkung auszuüben vermag. Die Lehrer berichteten die Schüler seien stolz auf ihre Schule und kämen ganz neu motiviert zum Unterricht. Professor Bunk hält inzwischen den Kontakt zu Lehrern und Schülern aufrecht. Die deutschsprachige "Allgemeine Zeitung" hat ausführlich über die Arbeit der Künstler und über die Einweihung berichtet.

Auf der Rückreise, die über Swakopmund führen sollte, besuchten wir Friedhelm von Seydlitz, der in der dritten Generation eine Farm betreibt. Man hatte uns von ihm erzählt, ein Mann von Bildung und Weltoffenheit. Wir waren neugierig. Er bot uns spontan an, mit ihm in seinem Privatflugzeug in den Norden zu den Himbas zu fliegen, mit denen er freundschaftlichen Kontakt pflegt. Von Seydlitz spricht mehrere einheimische Sprachen fliessend. Die Himbas sind der letzte, noch autark lebende Stamm Namibias. Die Expedition wurde zu einer gründlichen Einführung in die Geografie, Geologie und Ethnologie des Landes. Der Flug endete, nach zwei weiteren Zwischenlandungen auf unwirtlichem Wüstensand und Geröll, an der Westküste des südlichen Atlantiks in Swakopmund. Alles in allem: ein unverhoffter Glücksksfall.

Swakopmund, wo sich der Kolonialstil bis in kuriose Details erhalten hat, besitzt ein originelles kleines Museum, das über Geschichte, Fauna und Flora des Landes informiert und die Wege der Kolonisierung aufzeigt. Von Swakop aus fährt man in den Hochseehafen von Walfishbay, zu den Salzgewinnungs – anlagen und zu den weltberühmten Dünen. Der Rückweg führt durch die Namib-Wüste nach Windhoek. Ein letzter Besuch in der Nationalgalerie, zu deren Leitung gute Kontakte bestehen. Wir entdeckten bei der Gelegenheit die grossartigen farbigen Holz- und Linoldrucke eines namibischen Künstlers. Wir möchten ihn für ein kommendes Projekt gewinnen.
 


 

Dank der grosszügigen Förderung durch die schweizerische Kulturstiftung PRO HELVETIA konnten wir das Begonnene weiterführen. Etaneno, die Primary School Kalkfeld, das Museum für Neue Kunst Freiburg und die Künstler bedanken sich bei Pro Helvetia und ihren Mitarbeitern.

Kalkfeld Primary School
Website von Holger Bunk über die Primary School in Kalkfeld